Bericht der Deutschen Welle über die Ehrenringverleihung

Die Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften (VDGG) hat die griechische Redaktion der Deutschen Welle für ihre Rolle in der Zeit der Diktatur und ihren Beitrag zu den deutsch-griechischen Beziehungen geehrt.

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„Hier Deutsche Welle aus Köln“.
Jeden Abend um 21:40 Uhr versammelten sich Millionen von Griechen um ihre Radios, um heimlich auf dem Kurzwellenband die Stimme zu hören, die ihnen alle Neuigkeiten lieferte, die die Junta der Obristen ihnen verwehrte.

Und diese Stimme hat in all den Jahren nicht geschwiegen und wurde bis heute nicht vergessen. Weder in Griechenland noch in Deutschland, insbesondere in diesen Tagen, in denen sich der 50 jährige Jahrestag der Machtübernahme der Obristen jährt.

In der imposanten Barock-Aula der Universität Münster, die im 18. Jahrhundert die Residenz des Fürstbischof von Königsegg-Rotenfels war, ehrte die Vereinigung der Deutsch-Griechischen Gesellschaften die Deutsche Welle für ihre Rolle in der Zeit der Diktatur und ihren Beitrag zu den deutsch-griechischen Beziehungen.

Die Präsidentin der VDGG, die ehemalige SPD-Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Siegrid Skarpelis-Sperk verlieh den Ehrenring dem heutigen Direktor Spyros Moskovou.
„Für uns war und ist die Deutsche Welle eine Stimme der griechisch-deutschen Freundschaft und der Information über Griechenland. Und dies hat sich in besonders schwierigen Zeiten gezeigt, wie zum Beispiel in der Zeit der Diktatur. Für viele Griechen war sie die wahre Stimme der Demokratie und ist heute eine Quelle von Informationen, die in Griechenland Respekt genießt. Vor allem in einer Zeit, in der über Griechenland Unwahrheiten und falsche Nachrichten verbreitet werden, die ihrerseits unglückliche Reaktionen hervorrufen, wird die Existenz einer Stimme der Wahrheit, der klaren Informationen und der Demokratie, wie die der Deutschen Welle, es umso dringlicher“ betonte Frau Skarpelis-Sperk.

vdgg_ehrenringverleihung_2017051Musik von Tsitsanis, Hatzidakis, aber auch von Beethoven, interpretiert am Klavier von Yannis Vassiliou, umrahmte zwei Videobeiträge:
Auf einem riesigen Bildschirm zeigte sich eine Grußbotschaft des heutigen Präsidenten der Deutschen Welle, Peter Limburg, dessen Vater zu jener Zeit Deutscher Botschafter in Athen und er selbst ein Schüler der deutschen Schule war.
„Die Diktatoren verfluchteten uns, die Demokraten liebten uns“ sagte er.
Das zweite Video zeigte die aktuelle Deutsche Welle Redaktion.

Die Festrede hielt der bekannte Journalist und Historiker Eberhard Rondholz.

In einer direkten und scharfen Rede erinnerte er uns an all jene Menschen, die in dieser Redaktion gearbeitet haben. Sie kamen aus verschiedenen politischen Richtungen und die Kontroversen waren oft sehr heftig, allen gemeinsam war die Überzeugung, dass die Junta abzutreten hatte. Als „Nager der Deutschen Welle“ hatte sie seinerzeit auf ihrer Titelseite das Juntaorgan, die Zeitung „Nea Politeia –Neuer Staat“ bezeichnet.
Oft hatte die Redaktion nicht nur gegen den politischen Druck zu kämpfen, den die Junta auf die Deutsche Welle auszuüben versuchte, sondern auch mit einigen deutschen Vorgesetzten, die die scharfe Zunge gegen die Diktatoren nicht gut hießen.

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Eberhard Rondholz, während seiner Laudation am 30. 4. 2017 in Münster.

Dank ihrer Hartnäckigkeit und Flexibilität hat es die griechische Redaktion jedoch geschafft, die vertrauenswürdigste Stimme im Äther zu werden, weist Eberhard Rondholz hin:
„Damals gab es keine unzensierten Medien in Griechenland, sodass, wenn die Leute sich über das, was in ihrem Land ereignete, informieren wollten, welche Menschen in den Junta-Kellern in der Bouboulinas-Strasse sassen, das alles erfuhren sie von der Deutschen Welle – da die Zeitungen nichts darüber schrieben.
Die Deutsche Welle veröffentlichte alles und sprach deutlicher als alle anderen Kurzwellensendungen. Die Deutsche Welle hatte 2 bis 3 Millionen Hörer, da es bei anderen Sendern mehr Kontrollen seitens der Politik gab.
Zwar gab es auch in Deutschland eine Zensur, aber nicht so gravierend.
Somit haben die Menschen lieber die Deutsche Welle gehört, mit Ausnahme der Kommunisten, die lieber die „Stimme der Wahrheit“ aus Bukarest vernommen haben“.

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Danae Coulmas (Ehrenringpreisträgerin der VDGG von 2013), Spyros Moskovou und Sigrid Skarpelis-Sperk (v.l.n.r.)

Die Versuchung ist groß, Namen von Menschen anzuführen, die sich später in der Politik und Kultur hervorgetan haben, und andere, die eher stillere Wege eingeschlagen haben.
Denn, es könnte passieren; dass jemand unerwähnt bliebe, was ungerecht wäre. Deren Stimmen bzw. deren Kommentare sind für uns, die jüngeren, die bei der DW arbeiten, der wichtigste Nachlass, den wir zu verwalten haben: Das gute Image, von dem wir bis heute zehren.

Ich denke, dass diese historische Vergangenheit, in uns, die wir in der griechischen Redaktion arbeiten, wie ein inneres Vermächtnis weiterhin lebt. Aber auch in Griechenland, bei unseren Zuhörern und Zuschauern, die schon längst verinnerlicht haben, dass die Deutsche Welle damals eine historische Rolle in Griechenland gespielt hat.

Was bedeutet dies für uns und sie? Es ist eine Art geheimer Bund, dass der eine den anderen ernst nimmt, sagt der heutige Redaktionsleiter Spyros Moskovou.
Die Jahre sind vergangen, die Demokratie in Griechenland hat sich etabliert, die Rolle der Massenmedien hat sich gewandelt. Die Zeiten sind nicht mehr heroisch, sie eignen sich jedoch auch heute, wenn nicht für einen Widerstand, so wenigstens für ein Wirken gegen das Bequeme, das Banale.

Maria Rigoutsou

Übersetzung mit herzlichen Dank an: Dimitrios Mastoras (Hellas-Institut)

Der Bericht von Maria Rigoutsou finden Sie auf: http://www.dw.com